Job 45plus – jede:r lernt anders, oder nicht?

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Dieser alte Ausspruch ist längst überholt, findet das Team von Senior Quality, das sich mit dem Thema Job 45plus befasst. Seine Mission ist einen altersdiskriminierungsfreien Raum zu schaffen, wenn es um Bewerbungen und die Jobsuche geht. Dabei fängt das unfaire Auswahlverfahren spätestens mit 50 Jahren an, so belegen es SORA-Studien im Auftrag des AMS.
Menschen, die nach langer Betriebszugehörigkeit arbeitslos werden – meist sind sie 45plus – stehen dann vor der Herausforderung sich beruflich neu auszurichten. Aus- und Weiterbildungen sind notwendig oder gewünscht.
Wir sprechen mit Franziska Herzog, bei Senior Quality Ansprechperson für Senior Experts und Netzwerk-Partner:innen. Ihre Motivation: Menschen miteinander zu verbinden, Fähigkeiten ans Licht zu bringen – insbesondere für Menschen mit mehr Lebenserfahrung.
Frau Herzog, Sie coachen und begleiten seit vielen Jahre Menschen auf Jobsuche. Verändert sich der Zugang zum Lernen mit dem Alter?
Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Der persönliche Zugang etwas Neues zu lernen oder lernen zu wollen, hängt in meinen Augen wesentlich von einem Faktor ab: Habe ich im Laufe meines Lebens eine positive Erfahrung gemacht. Habe ich Lernen als erfolgreich und zielführend erlebt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das im schulischen Kontext oder im „Leben lernen“ (lacht) passiert ist.
Was bedeutet für Sie Erfolg haben beim Lernen?
Ich erlebe Wissenserwerb, Ausbildungen dann als erfolgreich und positiv, wenn ich die Informationen in die Praxis einbauen und anwenden kann. Erst wenn ich die neuen Fähigkeiten in meinen Alltag integriere, machen sie für mich Sinn.
Haben Sie ein konkretes Beispiel für sinnstiftendes Lernen?
Vor Kurzem startete wieder ein Durchgang des KarriereGuidings, unseres Mentoringprogramms, das arbeitssuchende Menschen 50plus über ein paar Monate hinweg begleitet. Ein Teilnehmer war sehr skeptisch gegenüber Sozialen Medien. Professionell von uns begleitet, lernte er ein Bewerbungsvideo zu machen. Er sprang dann ins kalte Wasser, frei nach seinem Motto: Hilft es nichts, schadet es nichts. Kurzerhand hat er ein LinkedIn Profil angelegt, wurde angeschrieben und hat im Rahmen des Bewerbungsprozesses sein Video mitgeschickt. Von Recruiter:innen wissen wir, dass diese Art der Bewerbung einfach up-to-date ist und fast Muss. Am Ende hat ihm seine Offenheit den neuen Job gebracht.
Braucht es also einen sicheren Rahmen, in dem „ältere“ Menschen digitale Technologien und Soziale Medien ausprobieren können?
Ja, das zeigt meine Erfahrung. Es hilft eine Vertrauensbasis zu schaffen, einen Raum, wo man Menschen an der Hand nimmt. Nicht im Sinne von Bevormunden, sondern begleitet und Prozesse und Funktionen von Programmen erklärend. Es ist ein Anleiten auf Augenhöhe. Darum ist uns die Kooperation mit Microsoft so wichtig. Seit kurzem können registrierte Senior Experts kostenlose Online-Kurse besuchen und sich in den Bereichen KI, Nachhaltigkeit und Cybersicherheit aus- und weiterbilden. In der E-Learning Zone sind digitale Beginner ebenso willkommen wir berufliche Quereinsteiger:innen. Uns ist hier besonders wichtig, einen einfachen und direkten Zugang zu Informationen zu schaffen und zum Ausprobieren zu ermuntern. Wir möchten unsere Zielgruppe damit abholen, sodass wir alle die digitale Transformation gut schaffen.
Harald Hofer (Name von der Redaktion geändert) ist einer der vielen Senior Experts in Österreich. Er spricht mit uns über das Lernen im Laufe der Zeit.
Die E-Learning Zone von Senior Quality: Praktisch oder einfach ein Online-Angebot mehr, das überfordert?
Ich habe die Digitalen Grundlagen ausprobiert und ich muss sagen: Die Anwendung für Personen 50plus, die noch nie oder wenig mit dem Computer und digitalem Arbeiten zu tun hatten, ist hervorragend. Es wird wie für ein 6-jähriges Kind, einfach und klar, erklärt. Ich glaube, dass damit die Hürde der Angst vor Neuem genommen wird.
Bezüglich der Online-Kurse zur KI muss ich sagen, dass ich da zurückhaltend bin. Die Möglichkeiten sind grenzenlos, ich habe mich auch schon in das Thema eingelesen, aber ich nutze es eigentlich nicht. Ich verlasse mich nicht auf die Informationen, die ich erhalte. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sich User:innen gut auskennen. Also, dass sie lernen Fake von echten Informationen zu unterscheiden. In der Hinsicht macht Aus- und Weiterbildung Sinn. Im nächsten Jahrzehnt wird es herausfordernd, weil die Möglichkeiten der KI überproportional schnell wachsen. Wie eine Medaille hat das zwei Seiten. Es wird sicher Unternehmen geben, die jubeln, weil sie Personal einsparen Aber wie heißt es: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Hat sich für Sie das Lernen an sich im Laufe Ihres Lebens verändert?
Lernen an sich hat sich nicht verändert, sondern nur die Tools. Interesse steht immer am Anfang, bevor man etwas Neues lernen will. Zum Beispiel, die Neugierde etwas zu bedienen, egal ob eine App oder ein Programm. Früher mussten wir erst einmal die 3,5 Zoll Disketten formatieren, bevor wir damit arbeiten konnten. Die Computerleistung war mit jener eines Taschenrechners zu vergleichen (lacht), Balkengrafiken waren der Hit, um Umsatzlisten zu zeigen. Da gibt es heute ganz andere Möglichkeiten.
Ich glaube, dass die Kombination aus Lernen im digitalen Raum für sich und reale Treffen ideal sind. Nutzer:innen können den Inhalt eines Kurses verstehen, würde sich aber dann trotzdem gern mit Personen darüber austauschen und nachfragen.
Was motiviert Sie zu immer wieder Neues zu lernen?
(Lacht) Wissen ist ja keine Tablette, die man einmal nimmt und alles ist gut. Wenn ich Wissen generieren will, lernen will, dann muss ich mich immer wieder neu informieren, schauen, wie was funktioniert. Das gilt nicht nur für den Beruf, sondern fürs ganze Leben.
Lernen Sie auch mit und von anderen Generationen?
Einer meiner Söhne ist Informatiker und arbeitet für eine große IT-Firma, die digitale Preisschilder herstellt. Wenn er etwas erklärt, verstehe ich oft nur Bahnhof. Wenn Generationen aufeinandertreffen und in Fachbereich-Sprachen reden, wird die Verständigung oft schwierig. Ich habe den Eindruck, dass wir oft vom Gleichen reden, aber ganz andere Sprachen sprechen, wir reden aneinander vorbei. Natürlich können Generationen voneinander lernen, aber es kommt immer auf die konkrete Situation an: Welche Generationen kommen zu welchem Anlass unter welchen Bedingungen zusammen.
Senior Quality ist Österreichs erste und einzige Job- und Serviceplattform für Senior Experts 45plus und Unternehmen. Seit Jänner 2025 finden Senior Experts in der E-Learning Zone kostenlose Microsoft-Kurse – für Digitale Beginner:innen und Personen, die sich beruflich neu orientieren wollen.