Gleichstellung in der Arbeitswelt: Noch viel Luft nach oben

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass nach wie vor Handlungsbedarf beim Thema Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern besteht. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) sind der Meinung, dass Männer in Österreich bessere Karrieremöglichkeiten haben als Frauen. Von den befragten Frauen teilen diese Ansicht sogar 70 Prozent. Doch auch fast jeder zweite Mann (45 Prozent) sieht eine Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt.
Gleichstellung versus Tradition
Als Gründe werden stärkere familiären Verpflichtung von Frauen (66 Prozent) sowie traditionelle Geschlechterrollen (59 Prozent) genannt. Fast die Hälfte erkennt Defizite in der Förderung von Frauen in männerdominierten Berufsfeldern. Die Zukunftsperspektive ist ebenfalls desillusionierend: Rund 51 Prozent der Befragten glauben nicht, dass es jemals zu einer vollständigen Gleichstellung der Geschlechter auf dem heimischen Arbeitsmarkt kommen wird.
Teilzeit-Beschäftigung bleibt im Arbeitsleben weiterhin ein Thema – und zwar vor allem bei Frauen. 78 Prozent macht der Anteil der Frauen an der Gruppe der Teilzeit Beschäftigten in der vorliegenden Umfrage aus. Der Hauptgrund liegt in familiären Verpflichtungen: Kinderbetreuung oder Care Arbeit lassen nicht mehr Spielraum zu.
Mehr Flexibilität gefragt
„Um eine echte Wahlfreiheit zwischen Vollzeit- und Teilzeitarbeit zu ermöglichen, braucht es umfassende Unterstützungsangebote für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie,“ erläutert Andrea Berger, Research & Communications bei Marketagent. „Mehr Flexibilität und gezielte Maßnahmen können helfen, die Arbeitszeiten besser an individuelle Lebensumstände anzupassen.“
Diese Flexibilität bietet beispielsweise das Arbeiten im Homeoffice Rund ein Drittel der Befragten, die sowohl remote als auch im Office arbeiten, berichtet von einer höheren Arbeitsleistung im Homeoffice. Unter den weiblichen Befragten sind es sogar 40 Prozent.
Karriere kaum ein Thema
Hingegen ist laut der Studie die Job- und Gehaltzufriedenheit hoch. Rund drei Viertel würden sich erneut bei ihrem derzeitigen Betrieb bewerben. Niedrig sind hingegen die Karriereambitionen: Nur rund ein Drittel gibt an, Interesse an einer höheren Position zu haben.
Künstliche Intelligenz spielt bei Jobbewerbungen noch eine geringe Rolle. Drei Viertel stehen dem Einsatz von KI im Bewerbungsprozess kritisch gegenüber. Ehrlichkeit scheint indes angesagt zu sein: Fast neun von zehn Befragte geben an, bei einer Bewerbung noch nie hinsichtlich ihrer eigenen Erfahrung und Qualifikation gelogen zu habe.
Zur Studie:
Die Studie des Online Research Instituts Marketagent in Kooperation mit willhaben beleuchtet die Herausforderungen am heimischen Arbeitsmarkt. 1.020 unselbstständig erwerbstätigen Österreicher:innen wurden dazu befragt.