Diversity an der Hochschule: Ganz runde Sache
Diversity an der Hochschule: Auf der FH OÖ ist sie fix verankert. Mit einer „Gender & Diversity Management Konferenz (GDM-K)“ haben Diversity & Inlcusion einen festen Platz im Universitäts-Leben. Das wirkt sich auf die Forschung, aber auch auf die Lehre und das Zusammenleben der Studierenden aus. Wir haben Dr.in Silke Preymann, verantwortlich für die Wissenschaftliche Leitung Diversity Management, zum Gespräch getroffen und Spannendes darüber erfahren, wie sich Diversity an einer Hochschule umsetzen lässt und wie sich das auf die Gesellschaft auswirken kann.
Seit wann gibt es Diversity Management an der FH OÖ und welchen Stellenwert hat es?
Das Thema ist schon sehr lange bei uns verankert. Wir haben 2008 Einzelprojekte gestartet, den Fokus zunächst stark auf den Gender-Bereich gelegt und eine informelle Arbeitsgruppe zum Gender Mainstreaming gegründet. Zunächst haben wir uns auf Gender-gerechte Sprache konzentriert.
Später kamen dann weitere Aspekte von Diversität dazu – als erstes die Evaluierung unserer einzelnen Standorte bezüglich einer behindertengerechten Infrastruktur. Dann ging alles sehr schnell: Wir haben 2012 die „Gender & Diversity Management Konferenz (GDM-K)“ als Informations- und Unterstützungsgremium für Beratung und Information gegründet. 2014 wurde dann die wissenschaftliche Leitung für Gender & Diversity Management eingeführt.
Die GDM-K hat eine große Bedeutung für uns, da unsere FH an vier Standorten tätig ist und Kolleg:innen aus allen Standorten in der Konferenz vertreten sind. Teilnehmen können alle, die sich für das Thema interessieren. Studierende haben die Möglichkeit, Anliegen und Themen auch anonym über Infoboxen, Mail, die ÖH und das Sozialreferat an uns heranzutragen.
Welche Diversity-Dimensionen stehen aktuell im Vordergrund?
Da unsere vier Standorte inhaltlich sehr unterschiedlich ausgerichtet sind, ist für uns wichtig breit aufgestellt zu sein. Ein Anliegen ist es uns, mehr Frauen für technische Bereiche zu interessieren, auch die gendersensible Sprache liegt uns am Herzen. Generell ist es uns wichtig, dass niemand Diskriminierung erfährt, weder aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der ethnischen Herkunft, der Weltanschauung oder einer Beeinträchtigung, und dass wir eine inklusive Hochschulkultur leben. Aber auch die kognitive und die fachliche Diversität spielen eine große Rolle. Der Großteil unserer Angebote steht auch in englischer Sprache zur Verfügung, weil wir viele internationale Studierende an unserer FH haben.
Es ist mir wichtig, unsere Angebote allen Studierenden zugänglich zu machen, da sonst Stereotype untermauert werden. Die einzige Ausnahme ist die Ansprache von Frauen, um sie für den MINT-Bereich zu begeistern, ansonsten thematisieren wir stets allgemeine Herausforderungen.
Wie groß ist das Diversity-Team?
In der Konferenz sind derzeit drei bis vier Personen von jedem Standort vertreten, insgesamt sind wir circa 15. Ich arbeite Vollzeit, meine Mitarbeiterin Teilzeit, die anderen im Team sind neben ihren Jobs aus eigener Überzeugung tätig – weniger im operativen als im beratenden Bereich. So erfahren wir direkt, welche Problemstellungen es bei den Studierenden gibt. Daraus hat sich z.B. auch das Mental Health Angebot an unseren Standorten entwickelt.
Für wie wichtig erachten Sie den Dialog mit der Kollegenschaft, Studierenden und Öffentlichkeiten?
Dialog ist sehr, sehr wichtig, ich bin praktisch ständig im Austausch mit der Kollegenschaft, Studierenden, der ÖH. Es ist aber auch wesentlich, dass wir Diversität als Hochschule öffentlichkeitswirksam thematisieren. Es ist die Verantwortung der gesamten Bildungskette, dass ein gesellschaftliches Umdenken erreicht wird.
Auch mit dem BMBWF sind wir in intensivem Kontakt, ebenso mit anderen nationalen und internationalen Hochschulen. In einer Arbeitsgruppe der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz tauschen sich 21 FHs in Österreich zu dem Thema aus.
Gibt es Vorbilder im Bildungsbereich, an denen Sie sich orientieren?
Hinsichtlich Diversität ist man im Ausland teilweise schon viel weiter als wir in Österreich. Besonders gerne arbeite ich mit Hochschulen in Groß Britannien und in Nordeuropa. Da ist die Kultur eine ganz andere. Dazu ein Beispiel: Mental Health ist verschärft durch die Covid-Krise ein großes Thema geworden. In Hochschule in Holland haben in einer Studie 50 Prozent der Studierenden angegeben, dass sie eine Beeinträchtigung haben. Bei uns in Österreich ist das immer noch etwas, das man eher verschweigt, weil man nicht auf die nötige Offenheit stößt. Auch das wollen wir verändern.
Diversity-Fakten: FH OÖ
- 4 Standorte mit 71 Studiengängen: Campus Linz, Hagenberg, Wels, Steyr
- Anlaufstelle für Information und Beratung: Gender & Diversity Management Konferenz
- Diversity-Aktivitäten: Diversity Days, monatliche Diversity Talks zu wechselnden Themen, Erste Hilfe für die Seele
- Diversity-Verständnis: ganzheitlich entsprechend des wissenschaftlich fundierten HEAD Wheel (Higher Education Awareness for Diversity)
Hier geht es zum Konzept des „Head Wheel“ für Diversity an der Hochschule: