Toleranz in Österreich: Nivea Unlimited-Studie

Toleranz in Österreich – wie steht es damit? Nivea wollte es genau wissen, denn, so Alvaro Alonso, General Manager Beiersdorf Österreich & Eastern Europe: „Bei Nivea setzen wir uns leidenschaftlich für Diversität und Inklusion ein, indem wir eine Kultur fördern möchten, die Respekt und Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen Lebensstilen, Hintergründen und Identitäten schafft.“ Mit der erstmals initiierten Studie Unlimited will Nivea „auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse Anlässe und Möglichkeiten zum Austausch und Dialog anzuregen. Unser Ziel ist es, ein inklusives Umfeld zu fördern, das Menschen ermutigt, authentisch zu sein und ihre einzigartigen Perspektiven und Hintergründe zu teilen“, erklärt Alonso.
Im Rahmen der repräsentativen Nivea Unlimited-Studie, durchgeführt von marketagent, wurden im Frühjahr 2024 österreichweit insgesamt 2.580 Personen zwischen 18 und 75 Jahren befragt. Die Studie zur Toleranz in Österreich liefert wertvolle Informationen über das Toleranzniveau in der Gesellschaft. Sie zeigt auf, wo es Barrieren gibt und wo für ein respektvolleres Miteinander in Österreich angesetzt werden kann.
Eigene Toleranz hoch eingeschätzt
Bemerkenswert ist: 8 von 10 Personen schätzen die eigene Toleranz im Umgang mit anderen Menschen als hoch ein. Der Anteil unter den Frauen fällt mit 81,7 % höher aus als jener unter den Männern (70,5 %). Toleranz ist für mehr als zwei Drittel (67,3 %) der respektvolle Umgang miteinander. 45 % akzeptieren Mitmenschen „so, wie sie sind“. Für rund ein Viertel bedeutet Toleranz das Vermeiden von Vorurteilen und Vorbehalten (26,1 %) sowie die Gleichbehandlung anderer unabhängig von deren Geschlecht (25,2 %), gefolgt von der Gleichbehandlung anderer unabhängig von deren sexueller Orientierung (22,7 %).
Differenzen sind bei der Toleranz-Einschätzung der Mitmenschen festzustellen: 22,2 % schätzen die Menschen, die in Österreich leben, als tolerant ein. Über ein Viertel (27,2 %) sieht diese als „wenig“ bis „gar nicht tolerant“.
Ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen
Besonders wichtig ist für die Österreicher:innen:
- zwischenmenschliche Toleranz in Bezug auf ältere Menschen (87,5 %)
- Menschen mit Behinderungen (87,2 %)
- gegenüber der jüngeren Bevölkerungsschicht (72,9 %)
- der sexuellen Orientierung (67 %)
- und Geschlechtsidentität anderer Personen (60,9 %)
- Toleranz für andere Kulturen (59 %)
- 60,2 % der Personen der LGBTQIA+ Community haben selbst Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und/oder Geschlechtsidentität erlebt
- ein Drittel sagt laut Studie, selten davon betroffen zu sein
- einem Viertel sind derartige Vorfälle bereits mehrmals widerfahren
- 5 % wurden sehr häufig Opfer einer diskriminierenden Handlung
- 39,8 % wurde noch nie diskriminiert
- im öffentlichen Raum (65,4 %)
- im privaten Umfeld (55,7 %)
- im beruflichen Umfeld (29,2 %)
Die Gründe für Diskriminierung laut Nivea Unlimited-Studie
In erster Linie liegen die Gründe für diskriminierendes Verhalten am „Festhalten an traditionellen Geschlechterrollen“ (43,5 %) sowie an „Vorurteilen und Voreingenommenheit“ (41,3 %) und „mangelndem Verständnis“ (39,3 %). Vor allem Frauen sehen „Ängste und Unsicherheiten gegenüber Unbekanntem“ (32,5 %) und „fehlende Aufklärung bzw. Unwissenheit“ (31,5 %) als ausschlaggebende Kriterien. Das sind zum Teil auch Gründe für Männer. Für rund 25 % ist intolerantes Verhalten eine Folge der „Angst vor Veränderungen gesellschaftlicher Normen“. 1 von 10 Personen nennt „Unsicherheit mit der eigenen sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität“ (9,6 %) als Grund. Weitere Gründe: das „Gefühl der Bedrohung der eigenen Lebensweise“ (19,4 %) und die Angst vor „Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit“ (12,0 %).
Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund sexueller Orientierung
Für mehr als ein Drittel der Befragten (37,3 %) „im Verhalten und im Umgang miteinander“. 36,6 % haben bereits diskriminierende Äußerungen in der mündlichen Kommunikation wahrgenommen, 19,4 % in der schriftlichen. Ausgrenzungen bei Meetings und Veranstaltungen (17,7 %) sowie Mobbing in sozialen Medien (15,9 %) kommen laut Studie ebenfalls im beruflichen Alltag vor. Benachteiligungen sind in folgenden Bereichen zu finden: Aufgabenverteilung (14,0 %), Einstellung bzw. Beförderung (12,9 %), Leistungsbewertungen (12,4 %), ungleiche Arbeitsbelastungen (8,2 %) sowie Gehalt bzw. Bonuszahlungen (5,4 %).
Als sinnvollste Maßnahme, um Diskriminierung der LGBTQIA+ Community am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, nennen die Befragten die Förderung des Austauschs und Dialogs untereinander erachtet (34,0 %), Coachings für Führungskräfte (29,9 %) und für Mitarbeiter:innen (25,7 %) sowie Workshops zur Information und Aufklärung (26,2 %).
Verantwortung für mehr Toleranz in Österreich
Diese sehen die Österreicher:innen bei den direkten Vorgesetzten (62,6 %) sowie der Unternehmensführung (61,5 %), aber auch bei den Kolleg:innen (59,7 %). Auffallend ist: Mehr als die Hälfte (56,8 %) weisen den Betroffenen selbst ein (eher) hohes Maß an Verantwortung zu, während dem Gesetzgeber diesbezüglich eine geringere Verpflichtung zugesprochen wird (54,5 %). Auch die LGBTQIA+ Community hat dazu laut Studie eine ähnliche Meinung, allerdings sieht man die Verantwortung durch den Vorgesetzten etwas stärker (71,2 %) und weniger bei den Betroffenen selbst (48,3 %).
Die Studien-Ergebnisse zur Toleranz in Österreich kurz & bündig:
- Toleranz-Definition: Zwei Drittel der Befragten verstehen zwischenmenschliche Toleranz als „Respekt im Umgang miteinander“
- Selbsteinschätzung Toleranz: Drei Viertel schätzen die eigene Toleranz im Umgang mit anderen Menschen als eher oder sehr hoch ein – jedoch:
- Einschätzung der Toleranz anderer: Weniger als ein Fünftel sieht die Mitmenschen als eher oder sehr tolerant. Mehr als ein Viertel sieht die österreichische Bevölkerung sogar als wenig bis gar nicht tolerant.
- Toleranzempfinden: Befragte empfinden Toleranz vor allem wichtig gegenüber Menschen mit Behinderungen und alten Menschen
- Gleichberechtigung: Zwei Drittel geben an, alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten zu tolerieren und zu akzeptieren. Gleichberechtigung befürworten 6 von 10 Personen.
- Commitment: Weniger als ein Fünftel setzt sich selbst aktiv gegen Diskriminierung der LGBTQIA+ Community ein
- Geschlechteridentitäten: Die „vielen verschiedenen Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen“ sind für mehr als die Hälfte der Befragten verwirrend, ein Fünftel hätte gerne mehr Aufklärung zu diesem Thema.
- Diskriminierungserfahrungen: Zwei Drittel der Personen der LGBTQIA+ Community haben Diskriminierung schon einmal selbst erlebt.
- Diskriminierung am Arbeitsplatz noch immer präsent: Mehr als ein Drittel der Personen, die berufstätig sind und Diskriminierung bereits erlebt haben, hat bereits diskriminierende Äußerungen in der mündlichen Kommunikation selbst erlebt oder beobachtet.
- Outing am Arbeitsplatz: 6 von 10 berufstätigen Personen aus der LGBTQIA+ Community haben sich in ihrem Arbeitsumfeld geoutet – 1 von 10 haben vor, das zu tun.