Erfolgsfaktor Menschlichkeit
Schon die Produkte von Fahnen-Gärtner, dem größten österreichischen Hersteller von Fahnen und Flaggen mit Sitz im Salzburger Mittersill, sind emotionsbehaftet. Wer erinnert sich nicht an die Wimpel, die er/sie als Kind geschwenkt hat? Oder denkt an die Österreich- und EU-Fahnen, die stolz im Wind flattern? In diesem Sinne sagt Inhaber und Geschäftsführer Ing. Gerald Heerdegen: „Wir verkaufen ein Nischenprodukt mit starker emotionaler Anmutung. Fahnen hat es schon 3.000 vor Christus in China gegeben – und sie haben bis heute eine starke Wirkung auf die Menschen.“
Um die Menschen geht es ihm und seiner Führungs-Riege auch bei der Herstellung: „Ich sehe Fahnen-Gärtner als Pionierbetrieb, der sich schon vor Jahren die Menschlichkeit auf die buchstäbliche Fahne geschrieben hat.“ Für Heerdegen zählen in diesem Sinne traditionelle Werte wie etwa die „Handschlag-Qualität“ (Stichwort: „ehrbarer Kaufmann“): „Im Grunde braucht man unter Geschäftspartnern keinen Vertrag, wenn ich Vertrauen zu meinem Gegenüber habe, dann passt das.“ Und, so Heerdegen weiter: „Man muss als Unternehmer einen Gewinn machen – aber es sollte nicht um Gewinnmaximierung um jeden Preis gehen. Es geht um respektvollen Umgang, geht um Integrität – mir ist wichtig meinen 16- und 19-jährigen Töchtern sagen zu können, was ich gemacht habe.“
Soziale Grundhaltung
„Die soziale Einstellung zieht sich schon seit der Unternehmens-Gründung durch, aber unser heutiger Chef setzt noch einmal ein Tüpfelchen drauf,“ bestätigt Personal-Verantwortliche Heide Deutsch. So finden die Mitarbeiter:innen eine Atmosphäre vor, in der sie sich geschätzt und aufgehoben fühlen – und wer das Gefühl hat von anderen anerkannt zu werden, steht wiederum seinen Mitmenschen positiver gegenüber.
Die respektvolle Haltung des Betriebs zeigt sich zunächst einmal in einem Gesundheitsprogramm: Im Rahmen von „Xundi“ werden Kurse, Workshops, etc. angeboten, außerdem wird für ein gutes Raumklima und Abschirmung von Strom gesorgt. In der Kantine gibt es gesunde Küche aus Zutaten der Region und aus dem eigenen Gemüsegarten. Menschen, die aufgrund von Religion oder Unverträglichkeiten das reguläre Menü nicht essen können, finden immer auch eine Alternative auf der Speisekarte; gekocht wird auch vegetarisch.
Vereinbarkeit von Job und Familie
Gut versorgt sind auch die Kinder der Mitarbeiter:innen. Da die Kinderbetreuung von öffentlicher Seite nicht gegeben war, hat Fahnen-Gärtner in einem Gebäude neben dem Unternehmen kurzerhand mit dem Verein „Pfifferlingplatzl“ einen eigenen Kindergarten einrichten lassen. „Das hat auch bei den öffentlichen Kindergärten der Region einiges in Bewegung gebracht“, ist Deutsch stolz. Mit Öffnungszeiten von 7 bis 17 Uhr und das ganzjährig, steht der Betriebskindergarten Kindern ab 1,5 Jahren offen – was dem Arbeitszeiten-Modell der Mütter sehr entgegen kommt.
Bei Fahnengärtner wird in Gleitzeit gearbeitet. „Das funktioniert auch in der Produktion sehr gut, weil die Mitarbeiter:innen selbst darauf achten, dass die Maschinen nie stillstehen.“
Teilzeit-Arbeitskräfte haben ebenfalls größtmögliche Flexibilität, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen – ändert sich z.B. im nächsten Schuljahr der Stundenplan der Kids, wird der jeweilige Arbeitstag dem angepasst.
Treue der Mitarbeiter:innen
Dass 90 % der Mütter nach der Karenz wieder in ihren Job bei Fahnengärtner zurückkehren, überrascht nicht zu hören. „Unsere Mitarbeiter:innen sind uns sehr treu – auf meinen Listen für die Jubiläumsfeiern habe ich jedes Jahr ca. 15 Mitarbeiter:innen mit 10 bis sogar 40 Jahren Firmenzugehörigkeit. Aber auch älteren Arbeitnehmer:innen werden spezielle Modelle geboten: Müssen oder wollen sie Stunden reduzieren, steht ihnen die Altersteilzeit offen. Die Personal-Chefin dazu: „Diese nutzen durchschnittlich drei Mitarbeiter:innen.“
Der Aufwand im Lohnbüro sei zwar höher, räumt Deutsch ein, aber der Erfolg gebe dem Konzept, Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt zu stellen, recht: „Unsere Leute sind uns über viele Jahre treu – und wir haben eine niedrige Krankenstands-Quote. Denn wenn ich mich an meinem Arbeitsplatz wohlfühle, ein gesundheitsförderndes Umfeld gegeben ist, ist auch meine Abwehr besser. Da können ja nicht einmal reine Zahlenmenschen, die oft nur auf den Profit schauen, leugnen, dass unser Weg etwas für sich hat.“ Stimmt, denn schon gibt es Nachahmer in der Region …
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