Mobbing: Stopp, das will ich nicht!
In der Schule oder am Arbeitsplatz kommt es immer öfter zu Mobbing einzelner. Warum passiert das gerade an Orten (oder im Fall von Cybermobbing oft ausgehend von diesen), wo es eigentlich um gemeinsame Tätigkeiten und Ziele gehen sollte?
Wenn verschiedene Menschen zusammentreffen, kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Ansichten und Meinungen. Normalerweise versuchen Menschen jenen Personen aus dem Weg zu gehen, mit denen sie keine Gemeinsamkeiten haben und die andere Ansichten und Einstellungen als sie selbst vertreten. In der Schule oder in der Arbeit ist das oftmals nicht möglich – im Gegenteil ist Zusammenarbeit gefragt und notwendig, so können leicht Konflikte und zwischenmenschlichen Spannungen entstehen.
Inwieweit kann die „Verschiedenheit“ der Menschen zu Ausgrenzung und Isolation führen?
Wird die Verschiedenartigkeit der Menschen, in der Schule als auch am Arbeitsplatz, nicht als Chance wertgeschätzt, kann sich rasch ein Nährboden für Konflikte oder Spannungen bis hin zu Diskriminierung oder Mobbing entwickeln.
Fühlen sich Menschen bedroht, sei es um ihren sozialen Status oder ihre Rolle, können inhaltliche Unstimmigkeiten in den Hintergrund rücken und im Vordergrund steht dann nur mehr eine andere Person, die als Ursache aller Probleme und Frustrationen gesehen wird, diese „muss“ dann beseitigt werden. Als Mittel der Wahl für diese Zielerreichung wird oftmals zur Ausgrenzung oder Isolation gegriffen.
Wo liegt die Grenze zwischen „Frotzeleien“ und Mobbing? Wie erkenne ich, ob ich Mobbing ausgesetzt bin?
In der heutigen Zeit wird der Begriff Mobbing häufig leider synonym für jegliche Art empfundener Ungerechtigkeit eingesetzt. Tatsache ist, nicht jede Streitigkeit oder Unstimmigkeit führt zu feindseligen Handlungen und ist gleich Mobbing. Der Übergang von Konflikten zu Mobbing ist meistens fließend. Mobbing „passiert“ nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess, der sich über die Zeit entwickelt. Merke ich, als Betroffene:r, dass dieser Prozess zunehmend länger andauert und sich feindselige Handlungen häufen und vielleicht auch eine Absicht dahinter sichtbar wird (mich loszuwerden), bin ich von Mobbing betroffen.
Wann heißt es die Notbremse ziehen und was kann ich tun, um dem belastenden Zustand von Mobbing ein Ende zu setzen?
Spätestens wenn man merkt, dass man unter den Vorkommnissen leidet, die einen tagsüber oder sogar nachts beschäftigen und man eventuell auch psychische oder körperliche Symptome entwickelt, heißt es die Notbremse ziehen. Da Mobbing meist ungelöste, unausgesprochene Konflikte vorausgehen, kann es helfen, die Situation in einem offenen Gespräch mit den Betroffenen anzusprechen. Wichtig ist es zudem die Vorkommnisse nicht zu ignorieren, sondern Grenzen zu setzten und „Stopp“ zu sagen. Hilfreich ist klar zu kommunizieren: Wie möchte ich, dass mit mir umgegangen wird und was möchte ich nicht.
In welchen Fällen sollte ich mir Hilfe holen und in welcher Form kann ich das tun?
Gibt es nach einem offenen Gespräch keine Besserung der Situation oder hat der/die Betroffene das Gefühl dieses nicht allein führen zu können, sollte er/sie sich Unterstützung holen. Es ist ratsam sich an seine:n Vorgesetzte:n zu wenden, da diese:r die Fürsorgepflicht innehat. Das bedeutet er/sie hat dafür Sorge zu tragen, dass den Arbeiternehmer:innen kein Schaden an psychischer und körperlicher Gesundheit entsteht. Auch gibt es die Möglichkeit sich bei unabhängigen Beratungsstellen Informationen und Hilfe zu holen bzw. das weitere Vorgehen zu besprechen.
Inwieweit sind Vorgesetzte bzw. Lehrer:innen und Schuldirektor:innen aufgerufen Mobbing vorzubeugen, welche Möglichkeiten haben sie?
Mobbing kann durch ein gutes, wertschätzendes Arbeitsklima vorgebeugt werden. Ein demokratischer Führungsstil, in welchem Mitarbeiter:innen Mitsprache in Entscheidungen sowie Handlungsspielräume in ihrem Arbeitsbereich zugestanden werden, kann ebenso als protektiver Faktor gegen Mobbing angesehen werden. Achtsamkeit und ein offenes Ohr für Konflikte am Arbeitsplatz bzw. Unterstützung bei der Lösung von Konflikten im Team sind effektive Möglichkeiten die Mitarbeiter:innen zu unterstützen. Auch die kommunizierte Haltung der Führungskraft an ihr Team bzw. der Lehrer:innen an die Schüler:innen, dass Mobbing an dieser Arbeitsstelle, dieser Schule nicht geduldet wird, schafft klare Strukturen.
Was kann und soll jemand tun, der Mobbing innerhalb der Gruppe mitbekommt? Stichwort Zivil Courage – kann diese eine aufkommende negative Dynamik in der Gruppe verhindern?
Mobbing beinhaltet immer eine Art von Gruppendynamik. Auch diejenigen, die sich „heraus halten“ beziehen eine Position. Man kann eine von Mobbing betroffene Person auf mehrere Arten stärken. Entweder man drückt aus, dass man das Geschehene nicht in Ordnung findet, grenzt sich klar von den Handlungen ab oder rät der betroffenen Person sich Hilfe und Unterstützung zu suchen. Oft ist es für den/die Betroffene:n schon leichter, wenn er/sie „neutrale“ Personen in der Gruppe als Ansprechpartner hat. Ob dadurch eine negative Gruppendynamik ganzheitlich verhindert werden kann, kann nur im Einzelfall beurteilt werden, allerdings kann die negative Dynamik abgemildert werden, je mehr Personen sich weigern am „Mobbinggeschehen“ teilzunehmen.
- (1) Quelle: PISA-Studie 2022
- (2) Quelle: Bündnis gegen Cybermobbing „Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen“ Karlsruhe 2021
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