Inklusive Schulen statt Ausgrenzung – Forderung Diakonie
Die Diakonie spricht von einem „Zudecken der gravierenden Mängel bei der Inklusion im Bildungsbereich“. Stein des Anstoßes sind demnach die Schlussfolgerungen, welche das Bildungsministerium im November aus einer Studie zur Vergabe des sonderpädagogischen Förderbedarfs ziehe. „Die Ableitungen aus der Studie bestärken das segregierende Schulsystem, anstatt es zu hinterfragen“, betont Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich.
Nur vermeintliche Wahlfreiheit
Erst im August seien im Rahmen der Staatenprüfung durch den UN-Fachausschuss für inklusive Bildung „eklatante Versäumnisse seitens der Politik“ festgestellt worden, hält Moser vor Augen. Wenn das Bildungsministerium „verkündet, dass Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen im Schulsystem adäquat unterstützt und begleitet‘ werden, grenzt das an Realitätsverweigerung.“
„Wir als Diakonie kritisieren die Trennung zwischen Sonder- und Regelschulen und die vermeintliche Wahlfreiheit, weil es dadurch zur Segregation kommt und Chancengleichheit schon früh und nachhaltig verhindert wird“, betont Moser.
Die Praxis zeige, dass Regelschulen, so wie sie sind, in vielen Fällen die individuelle Begleitung für Kinder mit speziellen Bedürfnissen nicht leisten können. Die Diakonie-Direktorin sieht die Gründe dafür in fehlenden Unterstützungs- und Therapie-Angeboten. Oft gebe es zudem bauliche Barrieren, die den Besuch der Regelschule für Kinder mit Behinderungen unmöglich machen.
Inklusive Schulen statt Sonderschulen
„Auch der UN-Fachausschuss, der im August 2023 die Umsetzung der inklusiven Bildung nach der UN-Behindertenrechtskonvention stark kritisierte, empfiehlt Österreich das Ende des Sonderschul-Ausbaus“, unterstreicht die Diakonie. Gefordert sei eine nationale Strategie für eine inklusive Bildung ohne Sonderschulen.
Aus Studien sei bekannt, dass eine diverse Schulkultur einen wesentlichen Beitrag zum positiven Schul- und Klassenklima leistet, führt Moser aus. Vom individualisierten Unterricht würden außerdem alle Kinder kognitiv und sozial profitieren, nicht nur Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Diakonie fordert daher ein Neudenken von Schule und eine Umverteilung von Ressourcen aus dem Sonderschulwesen in inklusive Schulen.
Hintergrund
Studie des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung: „Evaluierung der Vergabepraxis des sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF) in Österreich“. Der Studie zufolge sind 97,7% der Eltern mit der im Verfahren zur Vergabe des sonderpädagogischen Förderbedarfs festgesetzten Schule sehr zufrieden bzw. zufrieden.
„Das zeigt ganz klar: Die Wahlfreiheit für Eltern, in welchem Setting ihr Kind beschult wird, hat eine große Bedeutung. Das kann entweder eine Kleinklasse an einer Sonderschule oder in einer inklusiv geführten Klasse einer Regelschule sein. Grundsätzlich ist allen Schülerinnen und Schülern der Zugang zu allen Bildungsinhalten zu gewähren, die Standortwahl ist jedoch eine Entscheidung der Eltern. Diese Wahlfreiheit soll auch weiterhin eine große Rolle spielen, denn Eltern wissen am besten über die Bedürfnisse ihrer Kinder Bescheid“, sagt Bundesminister Martin Polaschek in einer Pressemitteilung.